Zusammen mit dem Schweizer Kompetenzzentrum Agroscope haben
WissenschaftlerInnen des Instituts für Nutztierbiologie (FBN) in
Dummerstorf in einer gemeinsamen Studie die Lernfähigkeiten von
Milch- und Zwergziegen untersucht. Den Tieren wurden gleichzeitig
zwei Belohnungsvarianten angeboten. Eine war frei verfügbar, die
andere musste durch das Öffnen einer Tür verdient werden. Die
Ziegen beider Zuchtlinien überraschten die Forschenden mit ihrer
hohen Motivation, sich gegen Belohnung einer Aufgabe zu stellen:
nahezu alle Tiere haben sich mindestens ein von zehn Mal dafür
entschieden, die Belohnung hinter der geschlossenen Tür zu fressen,
obwohl die Belohnung auch gleichzeitig frei verfügbar war. „Mit dem
Interesse der Zwergziegen hatten wir gerechnet, da es bereits bei
einem ähnlichen Experiment beobachtet worden war", erklärt
Katrina Rosenberger,
Doktorandin bei Agroscope. „Überrascht waren
wir
hingegen von den Milchziegen: Wir hatten erwartet, dass die für hohe
Milchleistung gezüchteten Nutztiere ihre Energie sparen und weniger
motiviert sein würden, sich für eine Belohnung anzustrengen. Vor
allem, wenn dieselbe Belohnung auch ohne Anstrengung zur
Verfügung steht.“ Diese Eigenheit könnte zur Verbesserung der
tiergerechten Haltung beitragen. „Wir nehmen an, dass die Tiere
diese Verhaltensweise an den Tag legen, weil das Lösen einer
Aufgabe und die damit verbundene Kontrolle über ihre Umwelt
positive Gefühle auslösen. Sie ziehen daraus wohl eine Befriedigung,
die die zusätzliche Anstrengung aufwiegt“, erklärt Dr. Nina Keil,
Spezialistin für tiergerechte Haltung, weiter. Dieses
Gefühl der Befriedigung sollte auch in einer tiergerechten Haltung
berücksichtigt werden, so die Empfehlung der Wissenschaftlerin.